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Abstract  
A pair of Hobbies (Falco subbuteo L.) chased a Common Swift (Apus apus L.) for about four minutes. The Swift escaped from catching by rapid turns in its flightline. Thereby gaining a distance of about 50 meters were made easily by the Hobbies. Finally the Swift saved his life when he flew into a forest.
T.
 
 
 
WOLFGANG KIRMSE:
Baumfalkenpaar jagt vier Minuten lang einen Mauersegler
Am 1. Mai 1988 hatte ich die seltene Gelegenheit, den Jagdflug eines Baumfalkenpaares auf einen Mauersegler vom Beginn bis zum Abbruch zu beobachten. Das Baumfalkenpaar befand sich im angestammten Brutrevier bei Fuchshain, Kreis Leipzig, wo es in den letzten Jahren auf Hochspannungsgittermasten brütete. Vor dem Jagdflug auf den Mauersegler war das Paar schon über eine Stunde ununterbrochen in der Luft und zeigte im Paarverband Balzflüge mit hoher Geschwindigkeit über lange Strecken. Mein Beobachtungspunkt erlaubte ungehinderte Sicht in einem Sektor von 270° bis zu einer Entfernung von zwei Kilometer. Aus gemeinsamem niedrigen Schwebeflug über einem Feldgehölz startete der Terzel kurz nach 19 Uhr zu einem Angriffsflug über etwa 1,5 km Länge, der schräg aufwärts bis in eine Höhe von etwa 200 Meter führte. Dann kam der Mauersegler als Ziel des langen Anflugs in das Gesichtsfeld meines 15fachen Binokulars, und auch das Baumfalkenweibchen war bereits zur Stelle. Das Baumfalkenpaar verwickelte den Mauersegler in eine Serie von abwechselnden Kurzstreckenstößen, denen der Segler knapp durch blitzschnelle Schwenks kurz vor dem Ergriffenwerden entging. Wenn es dem Segler nach einer solchen Serie von Stößen gelang, auszubrechen und ungefähr 50 Meter davonzukommen, wurde er in wenigen Sekunden von beiden Falken auch bei schräg aufwärts führendem Flug eingeholt und erneut gestellt. Dieser Wechsel von Einholen, Stoßflügen, Ausbrechen und erneutem Einholen wiederholte sich 6mal, wobei insgesamt mehr als 30 Stoßflüge ausgeführt wurden, an denen sich das Weibchen mit gleicher Häufigkeit und Flugfertigkeit beteiligte wie das Männchen. Der gesamte Jagdflug erstreckte sich fast halbkreisförmig im Zickzack über eine Distanz von etwa 3,5 Kilometer einschließlich Angriffsweg und dauerte reichlich 4 Minuten. Der Segler entkam den unermüdlichen Verfolgern schließlich, weil er, allmählich immer tiefer fliegend, am Rande eines Laubmischwaldes in voller Flucht in den Stammraum des Altholzes geriet. An dieser Stelle nahe dem Startpunkt des Angriffsfluges brachen die Falken die Jagd ab. Unmittelbar nach dieser sicher sehr kräftezehrenden Gemeinschaftsjagd des Falkenpaares ging das Männchen zum Balzflug mit hoher Geschwindigkeit und hörbaren Schwingenschlägen (Knatterflug) über, gefolgt vom Weibchen, und das Paar landete anschließend auf der Traverse eines Mastes mit einem noch von Krähen besetztem potentiellen Brutnest.

Zwei Fakten verdienen hier besonders hervorgehoben zu werden. Zum ersten belegt diese Beobachtung, daß Baumfalken im horizontalen und auch im flach ansteigenden Verfolgungsflug einen Mauersegler eindeutig und wiederholt einzuholen vermögen, wobei sie gegenüber dem Segler nach meiner Schätzung mehr als 1,5 m/s aufholen (vgl. Hantge 1980). Beim Segler handelte es sich in diesem Fall um einen flugerfahrenen Vogel, der bei sommerlich warmer Witterung weder verklammt noch in schlechtem Ernährungszustand gewesen sein kann, was auch die erfolgreichen Ausweichmanöver belegen. Aber es kann nicht die Rede davon sein, daß er den Falken aufgrund größerer Fluggeschwindigkeit hätte davonfliegen können. Fiuczynski (1987) äußert in diesem Zusammenhang auf S. 161 die Meinung: "...gesunde adulte Mauersegler sind ihm (dem Baumfalken) dabei (beim hochsteigenden Hinterherfliegen) anscheinend meist überlegen". Dem steht nun die eigene Beobachtung entgegen, und danach muß der Baumfalke als auch dem Mauersegler überlegene schnellste Art im horizontalen Verfolgungsflug gelten - im Stoßflug bei stärker geneigtem Fallwinkel ist es zweifelsohne der Wanderfalke.

Zum zweiten ist mit dieser Beobachtung auch die Fähigkeit und Neigung zur Vogeljagd des weiblichen Baumfalken im Brutgebiet belegt, solange "Sie" von Brutpflegepflichten entbunden ist. Bei der strengen Arbeitsteilung zur Brutzeit fällt die Jagd auf Vögel ausschließlich dem Männchen zu, und nach dem Flüggewerden der Jungen gibt Fiuczynski nur Insektenjagd des Weibchens an. Da im Winterquartier ebenfalls nur Insektenjagd, speziell auf schwärmende Termiten, bekannt ist, könnte angenommen werden, daß Weibchen im gesamten Jahreszyklus so gut wie keine Vogeljagd betreiben oder diese nicht so effektiv auszuüben vermögen, was aber nicht zutrifft.


References
Fiuczynski, D. (1987): Der Baumfalke. NBB 575. Wittenberg Lutherstadt
Hantge, E. (1980): Untersuchungen über den Jagderfolg mehrerer europäischer Greifvögel. Journal für Ornithologie 121:200-207
(Printed 1989 in Der Falke. Republished with permission.)
© APUSLife 1997, No. 0227
 
 
 
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