Abstract
While Common Swifts usually start to leave Berlin in the middle of July and the last are gone in August, a late brood was examined up to Sept 19th. Data of entering the nesting site was given as well as some meteorological notes. T.
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BURKHARD STEPHAN: |
Späte Mauerseglerbrut |
In Mitteleuropa ist die Fortpflanzungsperiode
des Mauerseglers (Apus apus) in der Regel in der zweiten
Julihälfte
oder Anfang August beendet (Glutz & Bauer 1980). In den Brandenburgischen
Bezirken und Berlin verlassen die Mauersegler ihr Brutgebiet bereits
ab Mitte Juli, der Höhepunkt
des Abzuges liegt hier in der letzten Julidekade, die letzten
Segler ziehen im August weg (Rutschke 1983). September- und Oktober-Beobachtungen
betreffen offenbar Durchzügler. Während unseres Urlaubs 1985 in Lößnitz/Erzgebirge sahen wir am 13. 8. die letzten Mauersegler, und zwar am Vormittag über 30 Ex. bei klarem Himmel, gegen 16.00 Uhr einen hoch oben kreisenden größeren Schwarm und danach mehrere sehr hoch fliegende Ex. und ein niedrig fliegendes Ex.. Zogen am 10. 8. noch viele Mauersegler in unterschiedlicher Höhe ihre Bahnen, so konnten am 11. 8. nur noch acht Ex. registriert werden, eins gegen Mittag und sieben gegen 14.45 Uhr, letztere flogen einzeln, aber in Sichtkontakt zueinander. Am 12. 8. fehlten Mauersegler völlig. In Berlin verweilten Mauersegler dagegen auch später noch. In Hohenschönhausen flogen am 20. 8. 2 Ex. mit Sri-Rufen um ein Gebäude. In Berlin-Mitte wurden am 30. 8. 4 Ex., am 1. 9. 3 Ex. und am 5. 9. mehrere hoch oben fliegend gesehen. Zu dieser Zeit hatte ein Paar noch Junge. Nachfolgend mitgeteilte Beobachtungen betreffen diese Brut. Das Paar hatte seinen Nistplatz unter dem Flachdach unseres vierstöckigen Wohnhauses in der Nähe des Leninplatzes. Das Dach steht etwa 40 Zentimeter über, zwischen Dachrinne und Hauswand sind drei etwa 10 Zentimeter breite Bretter genagelt, zwischen denen sich jeweils ein etwa 2,5 Zentimeter breiter Spalt befindet. Er dient den Haussperlingen (Passer domesticus) und Mauerseglern als Zugang zu dem Hohlraum zwischen diesen Brettern und der Dachdeckung. Hier übernachten Haussperlinge das ganze Jahr über, und hier brüten Haussperlinge und Mauersegler (wobei die Segler über die Sperlinge dominieren). Eine Stelle mit einem etwas breiteren Zugang wird sogar vom Star (Sturnus vulgaris) zur Brut genutzt. Der Nistplatz des beobachteten Paares befand sich an der Nordseite des Hauses genau über unserem Küchenfenster. Das Sirpen der Jungen bei Erscheinen der Altvögel verriet den Standort des Nistplatzes. An- und Abflug der Altvögel erfolgten anfangs etwa einen Meter entfernt davon, gegen Ende der Nestlingszeit mitunter auch in geringerem Abstand. Die jungen begrüßten" die Ankunft eines Altvogels stets mit Sirpen. Bald verstummte das vielstimmige Sirpen - offenbar bei Futterübergabe an eins der Jungen. Nach dieser Pause war das Sirpen schwächer und nach einer abermaligen Pause noch leiser und nur noch einstimmig. Hieraus kann man schließen, daß drei Junge im Nest waren. Viermal erfolgte die Fütterung sehr schnell, zweimal dauerte sie etwa eine Minute und dreimal etwa zwei Minuten (Dauer zwischen An- und Abflug des Altvogels). Abends, wenn die Altvögel bei den Jungen blieben, war das Sirpen der Jungen ebenfalls etwa zwei Minuten lang zu hören. Am 13. 9. flog ein ad. 8.06 Uhr ein, der zweite 8.08. Sie verweilten bei den Jungen bis 8.10 bzw. 8.13 Uhr. Ob der zuerst eingeflogene Altvogel auch zuerst wieder abflog, muß offen bleiben. In diesem Falle wären die Altvögel vier bis fünf Minuten und beide zugleich zwei Minuten bei den Jungen gewesen. Beide Altvögel übernachteten bei den Jungen. Sie erschienen - nach dem Sirpen der Jungen zu urteilen mit Futter - an sieben Abenden zwischen zwei und 27 Minuten nach Sonnenuntergang (SU; Sommerzeit) und an drei Abenden bereits bis zu 57 Minuten vor SU (s. Tabelle). Nur in zwei Fällen ließ sich das frühe Einfliegen mit der geringen Helligkeit infolge dunkler Wolken erklären. Für diese Feststellungen des Zurruhgehens beobachtete ich an diesen 10 Abenden im Durchschnitt 50 Minuten. Unsere Segler gingen relativ und absolut früher zur Ruhe als die Segler im Juni, wenn zwischen SA und SU etwa 17 Stunden vergehen und die Segler an klaren Abenden 30 bis 40 Minuten nach SU eintreffen (Glutz & Bauer 1980). Am 18.9. wurde 12.55 Uhr zum letzten Male ein einfliegender Altvogel registriert. Die Beobachtung von 19.25 bis 19.55 Uhr blieb ergebnislos. Die Segler könnten jedoch vor 19.25 Uhr den Nistplatz bereits aufgesucht haben. Am 19. und 20. 9. glückten weder am Tage Beobachtungen, noch flogen abends Altvögel ein (beobachtet am 19. 9.: 18.20 bis 19.45, am 20. 9.: 18.45 bis 19.30 Uhr). Da die Altvögel bis einschließlich 18. 9. regelmäßig gefüttert und bei den Jungen übernachtet haben und die Jungen durch ihre Stimmen anzeigten, daß sie wohl entwickelt waren, darf angenommen werden, daß die Brut erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Jungen hatten stets mit Sirpen reagiert, wenn ein anderer Vogel (Taube, Elster, Amsel) über dem Nestplatz geräuschvoll auf dem Dach gelandet war. Diese Reaktion blieb seit dem 19. 9. aus. Auch das ist ein Indiz dafür, daß die Jungen das Nest verlassen hatten. Nach Glutz & Bauer (1980) dauert die Nestlingszeit 37.5 bis 56,5 (im Mittel 41,5) Tage, nach Rutschke (1983) 40 bis 45 (50) Tage. Rechnet man 42 Tage, so wären die Jungen am 7. 8. geschlüpft und zu Beginn unserer Beobachtung etwa 2 Wochen alt gewesen. Wird eine längere Nestlingszeit angenommen, könnten die Jungen auch bereits Ende Juli geschlüpft sein, zu einem Zeitpunkt also, zu dem die meisten Jungen der Population bereits abzogen. Die Tagesmitteltemperatur betrug Ende Juli 20 bis 21,3 °C und erreichte am 24. 7. nochmals 21,4 °C, sank dann auf 15,8 °C am 27. 8., erreichte 21,6 °C am 31. 7., fiel auf 10,0 °C am 7. 9., stieg dann bis zum 11. 9. auf 16,2 °C und hielt sich zwischen 14 und 15 °C bis zum 18. 9. Am 19. 9. erreichte die Mittagstemperatur in Berlin 25 °C. Für einige Tage war in ganz Mittel- und Südeuropa schönes Wetter. Ein erneuter Tiefausläufer mit Temperaturrückgang und Regen erreichte unser Gebiet erst am 22. 9. Die Segler hatten somit gute Zugbedingungen. Am 19. 9. Betrug die Tageslänge (von SA bis SU 12,5 Stunden, Ende Juli dagegen 15,5 Stunden. Die Segler hatten also täglich bis zu drei Stunden weniger Zeit zur Beschaffung von Nahrung für die Jungen. Die Bemerkung bei Glutz & Bauer (1980), daß späte Nestlinge den Abzug einzelner Mauersegler oder ganzer Populationen mitunter bis September/Oktober oder länger verzögern können, beruht auf dem Beitrag von Koskimies (1961), der die Folgen extremer Witterungsbedingungen in den Jahren 1918 und 1957 analysiert. Entsprechend der relativ späten Rückkehr ins Brutgebiet verlassen die Segler Finnland z.B. ohnehin erst in der zweiten Augusthälfte und später, so daß die Termine der Spätbruten etwas relativiert werden. Aus unserem Gebiet gab es bisher offenbar keine Beobachtung einer derart späten Brut, wie wir sie beobachten konnten. References Gutz von Blotzheim, U. N. & K. M. Bauer (Ed.) (1980): Handbuch der Vögel Mitteleuropas Vol. 9 Wiesbaden Koskimies, J. (1961): Delayed departure of the swift (Apus apus) from Finland in the autumn of 1957. - Ornis Fennica 38 (3/4):105-127 Rutschke, E. (Ed.) (1983): Die Vogelwelt Brandenburgs. Avifauna der Deutschen Demokratischen Republik. Vol. 2., Jena |
(Printed 1987 in Der Falke. Republished with permission.)
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© APUSLife 1997, No. 0301 |