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Abstract

This article is intended as a guide for Swift enthusiasts, and in particular for teachers with an interest in natural history. It shows ways in which the protection of wildlife (in this case, Swifts) and the subject of environmental protection may supplement the normal curriculum, especially in elementary school.

In addition to the guidance offered, real situations can be exploited to supplement the guidance, these could be:

- Threats to existing nest sites from construction work

- Collecting funds to buy nest boxes

- Setting up new local colonies with nest box projects

Complimentary activities can be spun off these situations and practised with the pupils and if the situation is suitable, interested parents may be involved too.

The result of this approach at the school in question was the conservation and enhancement of its resident Swift colony, and also a great increase in public awareness. In addition, the school was honoured with awards for its environmental work.


 

ARLET WILLS:
 

Die Profilierung der Hans-Herrmann-Schule als Mauerseglerschule


Einleitung

Der bayerische Lehrplan für Grundschulen sieht u.a. vor, soziale Fähigkeiten bei Schülern zu fördern und demokratische Verhaltensregeln einzuüben. Weiterhin soll bei den Schülern die Bedeutung von Umwelt und Natur erkannt, insbesondere die Achtung vor der Natur gefördert und die Überzeugung ihrer Schutzwürdigkeit geweckt werden. Außerdem rief der Kultusminister im Jahr 2000 dazu auf, die Schulen stärker zu profilieren.

Seit Gründung der Hans-Herrmann-Schule[1]  in Regensburg 1960 gab es am Schulgebäude eine Kolonie von Mauerseglern, die in den Jalousiekästen der Fenster brüteten. Ab April 1996 sollten die Schulgebäude renoviert und die Fenster erneuert werden. Durch die Baumaßnahmen wurde der Bestand der Mauerseglerkolonie bedroht.

Abb. 1 Mauersegler fliegen in die Rollladenkästen der Hans-Hermann-Schule Foto Arlet Wills

Der folgende Beitrag beschreibt die wesentlichen Schritte, wie wir uns das Profil einer „Mauerseglerschule“ erarbeitet haben. Das nachhaltige Engagement zum Schutz des Vogels trug dazu bei, dass die Hans-Hermann-Schule heute im allgemeinen Bewusstsein als Mauerseglerschule wahrgenommen wird. Sie ist im öffentlichen Leben in Regensburg als Profilschule für Mauerseglerschutz anerkannt und hat viele Preise gewonnen.

Material und Methoden, Ergebnisse

Für Gebäudebrüter stellen Baumaßnahmen an Gebäuden eine existentielle Bedrohung dar und finanzielle Argumente des Bauträgers wiegen bei der Abstimmung über einzelne Bauschritte schwer. Aus diesem Grunde suchten wir nach starken Verbündeten und beschlossen, die Öffentlichkeit zu informieren, um die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes sowie die Bauausführenden dazu zu bewegen, die bestehenden Gesetze zu beachten. Das sollte auch mit Hilfe von Aktionen unserer Schüler geschehen. Gleichzeitig wollten wir damit einen großen Kreis von Unterstützern, wie Eltern, Anwohner und Naturfreunde, gewinnen.

Für die Grundschüler ist das Thema Umweltschutz in verschiedenen Fächern im Einklang mit dem Curriculum zu bearbeiten. Vor allem gilt es, die Grundschüler im Alter von 6 bis 10 Jahren emotional anzusprechen, um sie nachhaltig von der Notwendigkeit des Schutzes der Umwelt und Natur zu überzeugen.

In verschiedenen Schritten versuchten wir nun, drei Ziele zu erreichen:

1. Störungsfreier Verlauf des Brutgeschäfts
Die Lehrer informierten ihre Schüler über die Gefährdung der Mauerseglerkolonie und sprachen ihre Emotionen an, indem sie schilderten, was die Vögel bei ihrer Rückkehr wohl „fühlten“, wenn sie feststellen mussten, dass ihre Nistplätze zerstört waren. Dazu kamen sachliche Informationen über das Aussehen der Mauersegler, die Zeit ihres Aufenthaltes in unseren Breiten und über ihre Gewohnheiten.

 

Abb. 2 Wandtafelbild für kommende Mauerseglerexperten des Förderzentrums Foto Arlet Wills

Wir hielten es für wichtig, nicht zu vergessen, dass Mauersegler an ihren Brutplätzen keine Hauswände beschmutzen oder Lärm und Schäden irgendwelcher Art verursachen. Die Schüler sahen Mauersegler-Filme, recherchierten unter sachkundiger Anleitung im Internet und verfassten kleine, altersgemäße Fantasiegeschichten. In Briefen an die Stadtverwaltung und die Architekten baten sie um Verschiebung der Bauarbeiten bis nach dem Abflug der Vögel. Große Schautafeln über den Mauersegler und seine Gewohnheiten bzw. Lebensweise wurden im Unterricht erarbeitet und im Foyer der Schule zur Information anderer Schüler und Besucher aufgestellt.

 

Abb. 3 Wandtafelbild für kommende Mauerseglerexperten der Grundschule Foto Arlet Wills

Ergebnis: Die verschiedenen Bemühungen der Kinder und Lehrer erreichten, dass die Bauarbeiten in der Nähe der Nistplätze bis nach dem Ende des Brutgeschäftes verschoben wurden.

2. Schaffung neuer Nistgelegenheiten
Mit künstlerischen Aktivitäten wie Basteln von Mauerseglermobiles oder Ton-Mauersegler im Flug, dem Verkauf der handgearbeiteten Teile, sowie mit Darbietungen eines selbst verfassten Mauerseglerliedes sammelten die Schüler Geld zur Beschaffung von Nistkästen. Ebenso motivierte die Veröffentlichung der Aktivitäten in der örtlichen Presse viele Menschen, so auch die Stadtverwaltung, zu Spenden. Nicht zuletzt fanden die Fantasiegeschichten der Kinder, die sie im Fach Deutsch als Aufsatzübungen schrieben und von denen die besten auf unsere Homepage gestellt wurden, viele Freunde und regten sie zu immer noch besseren Leistungen an.

 

Abb. 4 Ein Mobile von Mauerseglern aus Wolle Foto Arlet Wills

Ergebnis: Wir konnten im Laufe der Zeit die alten Nistplätze in den Jalousiekästen durch neue Nistkästen ersetzen. Mit Hilfe vom Tonband abgespielter Mauerseglerrufe konnte weiteren Mauerseglern der Weg zu neu aufgehängten Nistkästen gezeigt werden, die überall angenommen wurden. Unser Einsatz hat sich gelohnt.

3. Nachhaltiges Motivieren der Schüler für den Umweltschutz und Schaffen eines größeren Kreises von Mauerseglerfreunden
Dieser Punkt war in den Folgejahren unser Hauptziel. Im Jahr 2003/04 installierten wir zwei Webcams in einen Zweikammerbrutkasten und übertrugen die Brutpflege live sowohl auf einen Monitor ins Foyer der Schule als auch auf unserer Homepage ins Internet (www.mauerseglerschule.de). Die Übertragung wurde im Unterricht für Beobachtungsübungen, korrekte Ausdrucksweise und als Anregung für weitere Fantasie- oder Sachgeschichten genutzt.

 

Abb. 5 Ein Standbild der Webcam von der Mauerseglerfamilie in einem Nistkasten Foto Arlet Wills

Es wurde festgestellt, dass die Schüler die Brutpflege am Monitor auch in den Pausen ohne Aufsicht oder Auftrag beobachteten, darüber diskutierten und so auch über den Unterricht hinaus Interesse an der Natur zeigten.

Ergebnis: Die Schüler fanden es sehr interessant, die Vögel in ihren Brutplätzen unter Anleitung und nach gewissen, im Unterricht erarbeiteten Fragestellungen zu beobachten. Sie formulierten logische Thesen über ihre Beobachtungen und stellten immer wieder neue Fragen. Die Resonanz auf ihre Aufsätze im Internet machte die Schüler sehr stolz und den Lehrkörper sicher, nicht nur die Ansprüche des Curriculums, sondern ebenso den Weg zur gezielten Naturerziehung geebnet bzw. erfüllt zu haben.

Schluss

Die Mauerseglerkolonie an der Hans-Herrmann-Schule konnte trotz laufender Bauarbeiten an drei verschiedenen Schulgebäuden erhalten und sogar vergrößert werden. Für die Schüler war der Mauersegler als besonders geschützte Tierart im Unterricht als Medium so interessant, dass sie hochmotiviert und fast spielerisch die Pflichtaufgaben des Unterrichtes erledigten.

Die Lehrer nutzten das natürliche Interesse ihrer Schüler am Thema „Mauersegler“ für vielfältige Aufgabenstellungen in den unterschiedlichen Unterrichtfächern. Darüber hinaus konnten sie erfreut feststellen, dass die Schüler und Schülerinnen durch ihre Mauersegleraktionen - quasi nebenher – noch viel über die Organisation einer Stadtverwaltung sowie über die Prozesse der öffentlichen Meinungsbildung gelernt hatten.

Die Familien der Schüler sowie etliche Privatleute wurden angeregt, an ihren Häusern ebenfalls Nistplätze für Mauersegler einzurichten, sie anzulocken und diese interessanten Vögel zu beobachten. 

Für ihre Bemühungen um den Mauerseglerschutz sowie die pädagogische Aufbereitung des Naturschutzes anhand dieses Vogels im Unterricht erhielt die Hans-Herrmann-Schule im Jahr 2005 von der Stadt Regensburg den Umweltpreis für Vogelschutz. Der Autorin wurde 2011 vom Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, Dr. Markus Söder, MdL der "Grüne Engel" als einer von 50 Preisträgern verliehen.

Reference

Lehrplan für die bayerische Grundschule, genehmigt mit Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 9. August 2000, Nr. IV/ 1-S 7410/ 1-4/ 84000.

© APUSlife 2011, No. 4841

ISSN 1438-2261

The English version “ How the Hans-Herrmann-School was turned into a “Swift School” (APUSlist No. 4842) was published simultaneously in Ecologia Urbana 2/2011 with papers from the Commonswift Seminars Berlin 2010.

 

[1] Grundschule, Mittelschule, Förderzentrum

 

 

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