Go to table of contentsGo to magazine home pageGo to Swift home


 

HILDE MATTHES:

Wiederfund einer Handaufzucht beim Mauersegler (Apus apus)


English version Recovery of a hand-reared Common Swift (Apus apus)

 

Im Jahre 1924 berichteten die Heinroths (1998) das erste Mal über den Wiederfund eines Mauerseglers, den sie mit der Hand aufgezogen hatten und der als adulter Vogel kontrolliert werden konnte. Heinroths verfütterten frische Ameisenpuppen und Mehlwürmer, vermengt mit kleinen Fleischstücken und etwas Mischfutter (Heinroth & Heinroth 1998). Von zwei weiteren Wiederfunden von in der Gefangenschaft aufgezogenen Mauerseglern berichten Gebhardt (1958) and Martini (2000). Im ersten Fall wurde ein Jungvogel einige Tage nach dem Fortzug seiner Eltern gefüttert und nach zwei Jahren als Brüter kontrolliert. Im zweiten Fall gelang der Wiederfund nach vier Tagen.

 

Über die Nahrung der in Gefangenschaft gehaltenen Mauersegler ist in der Literatur meist undifferenziert berichtet worden (z.B. Weitnauer 1949). Erst in letzter Zeit wurde eine mögliche Gefährdung durch Fehlernährung der Zöglinge thematisiert. So soll an reine Insektenfresser kein Fleisch verfüttert werden. Bei der Umstellung auf die natürliche Nahrung (Insekten) fällt in der Regel das Großgefieder aus, wie bei Handaufzuchten nachgewiesen werden konnte. Haupt (2004) weist darauf hin, dass Fehlernährung zu schweren Störungen im Gefieder führen und Fluguntauglichkeit nach sich ziehen kann und empfiehlt Insektenschrot sowie Grillen (Heimchen) als Futter. Die Schweizer Vogelwarte Sempach empfiehlt in ihrem Merkblatt „Was tun mit jungen Mauerseglern“ ausschließlich Grillen (Heimchen).

 

Im Jahr 2005 konnte ein Mauersegler kontrolliert werden, der bei der Nistplatzsuche gefangen wurde. Die Ringnummer lautete: Vogelwarte Helgoland 7824586. Mit dieser Ringnummer wurde am 12.07.2004 ein von mir mit der Hand aufgezogener Mauersegler frei gelassen.

 

Ich habe 5-8 Mal täglich Folgendes verfüttert (die Anzahl der einzelnen Bestandteile variiert mit dem Alter des Vogeljungen):

 

Einige braune und weiße Drohnen (männl. Apis mellifera), einige Grillen (Heimchen, Acheta domestica), reichlich Insektentrockenfutter mit der Flüssigkeit von weißen Drohnen vermischt, einige Pinkies (Larven von of Lucillia ceasar), einige selbst gezüchtete Fliegen (Musca domestica), eine klein geschnittene Wachsmottenlarve (Galleria mellonella), eine eingeweichte „Beo-Perle“* sowie etwas Kalzium.

 

Ich habe bisher über 60 Jungvögel auf dieser Nahrung gefüttert und der Wiederfund nach einem Jahr belegt, dass die Futtermischung für Mauersegler unbedenklich ist. Der Jungvogel hat die ununterbrochene Flugzeit von über neun Monaten unbeschadet überstanden.

 

Der Pflegling „Picasso“, Photo: G. Kaiser

 

Recovery 2005, ring number 7824586 of the ornithological station Helgoland, Photo: G. Kaiser

 

 

* „Beo-Perle“ oder Beo Spezial, Fa. Vitakraft; Zusammensetzung nach Firmenangeben: Getreide, Gemüse, pflanzliche Eiweißextrakte, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Öle und Fette, Mineralstoffe. Inhaltsstoffe: 26,0 % Rohprotein, 7,0 % Rohfett, 3,0 % Rohfaser, 7,0 % Rohasche, 10,0 % Feuchtigkeit, 47 % Kohlehydrate, 1,2 % Calcium, 0,8 % Phosphor. Zusatzstoffe / kg: 12000 i.E. Vitamin A, 2000 i.E. Vitamin D3, 50 mg Vitamin E, 10 mg Kupfer.

 

 

References

 

Gebhardt, Erwin (1958): Fütterung ausgeflogener Mauersegler? Der Falke 05: 31

 

Haupt, Christiane (2004): Tierärztliche Hilfe für Mauersegler. APUSlife 3034 (http://www.commonswift.org/Tipps-fuer-Tieraerzte.html)

 

Heinroth, Oskar & Heinroth, Magdalena (1998): Die Segler (Cypselidae). APUSlife 0242 (http://www.commonswift.org/0242heinroth.html)

 

Holzgang, Otto & Trösch, Barbara (2002): Was tun mit einem jungen Mauersegler? Merkblätter für die Vogelschutzpraxis. Ed. Schweizer Vogelschutz SVS & Schweizerische Vogelwarte Sempach (http://www.commonswift.org/pdf_docs/SVS.pdf)

 

Martini, Erlend (2000): Wiederfunde von beringten Pfleglingen. Journal 2000, p. 28-29. Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. Frankfurt am Main

 

Weitnauer, Emil (1949): Trauriges Spyrenjahr 1948. Der Ornithologische Beobachter 46: 80-85

 

© APUSlife 2006, No. 3123
ISSN 1438-2261

Go to table of contentsGo to magazine home pageGo to Swift home